Eine Odyssee liegt hinter uns. Seit Baku haben wir im Zelt, im Schiff, im Hotel und zuletzt im Zug übernachtet, um nun im Bahnhofhotel von Taraz (Kasachstan) Espresso zu trinken. Aber alles der Reihe nach.

In Baku wurden wir ruhelos und konnten die vielen Sehenswürdigkeiten gar nicht geniessen, weil wir jeden Tag hofften, ein Schiff würde richtung Kasachstan auslaufen. „Maybe tomorrow“ genügte uns letzlich als Hinweis, um unsere siebentausend Sachen in ein Taxi zu laden und zum Hafen zu fahren. Einige andere Reisende (und natürlich die regulären Lastwagen) warteten bereits seit Stunden und gemeinsam verbrachten wir eine Nacht hinter den stinkenden Hafenbaracken, wie in einem Flüchtlingslager. Spät am nächsten Abend kam endlich die Aufforderung zum Einsteigen und der Bauch der „Merkuri-1“ verschluckte uns mitsamt den Rädern.

In Kasachstan angekommen lachten wir als erstes von Herzen mit einem einheimischen Mann, der selbst vergessen hatte, wie man in seiner Sprache „Danke“ sagt. Und Danke sagten wir fortan öfters: Zu Menschen, die uns Wasser anboten mitten in der windigheissen Steppe, oder zum Schattengott, der uns ein Picknickhäuschen in der Wüste schenkte, wo wir später zelten konnten, oder zu einem Mitreisenden im Zug, der für uns mit dem Schaffner verhandelte, dass wir unsere Velos (zu einem fairen Bestechungspreis) mitten in der Nacht in den den Zug verfrachten durften, während die Kinder bereits im Abteil schliefen.

Immer noch staunen wir über dieses riesige, flache und karge Land, das wir die letzten zwei Tage und drei Nächte in einer holprigen Zugfahrt durchquert haben. Die Männer hier geben sich die Hand, begrüssen uns herzlich in ihrem Land und erklären die Korruption des Schaffners mit einem lächelnden Schulterzucken und „what can I do?“

 

Wegstrecke

Baku – per Fähre nach Quryk (Aserbaidschan) – 2 Tage durch die flache Steppenlandschaft – Aqtau – Maghystan – per Zug nach Taraz